Dr. Gabriele Millesi-Schobel
Rudolf
Ullik 1900 - 1996
Das Leben von Prof.
Dr. Rudolf Ullik spiegelt die Geschichte dieses Jahrhunderts wie auch
jene
des Fachgebietes der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie wider.
Geboren am 19. November 1900
in Wien erhielt er seine schulische Ausbildung im Internat des Wiener
Schottenstifts und im Gymnasium
des Kollegiums Kalksburg. Das Medizinstudium absolvierte er in Prag,
Innsbruck und Wien, wo er 1925
zum Dr. med. promovierte.
Von väterlicher Seite mit der Zahnheilkunde verbunden, begann Ullik
die weitere Ausbildung am Zahn- ärztlichen Institut in Wien unter
Rudolf Weiser. Ab dem Jahre 1928 war Ullik an der „Kieferstation"
der I. Chirurgischen Klinik in Wien unter der Leitung Hans Pichlers
und Anton von Eiselsbergs tätig.
Von 1939 an leistete Ullik Kriegsdienst in verschiedenen Lazaretten.
Dadurch konnte er große
Erfahrungen auf dem Gebiet der plastisch-rekonstruktiven Chirurgie
erwerben, welche er in seinem
1948 erschienenen Buch „Die plastische Chirurgie des Gesichtes"
zusammenfasste. Nach Kriegsende kehrte Ullik wieder an die
Kieferstation der I. Chirurgischen Klinik in Wien zurück und wurde im
Jahr
1947 zu deren Leiter ernannt. 1958 wurde die Kieferstation eine eigene
Lehrkanzel, daraus 1962 die selbständige Universitätsklinik für
Kieferchirurgie und Prof. Ullik somit erster Ordinarius des Faches
Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Neben der
plastisch-rekonstruktiven Chirurgie, insbesondere nach Tumoren und
Traumen, lagen die klinischen Schwerpunkte Ulliks auf dem Gebiet der
Lippen-, Kiefer- und Gaumenspalten, der Trigeminusneuralgie, der
entzündlichen Erkrankungen sowie der orthognathen Chirurgie.
Nach seiner Emeritierung 1971 inskribierte Ullik an der Universität
Wien das Fach „Neuere Österreichische Geschichte" und promovierte 1975
zum Dr. philosophiae. Ullik hatte sich neben seiner klinischen
Tätigkeit immer der Malerei gewidmet, die stark durch den Einfluß
Oskar Kokoschkas geprägt wurde.
Wie sein Lehrer Hans Pichler ist Rudolf Ullik aus der Zahnheilkunde
hervorgegangen. Er verstand es vorzüglich, alle Teildisziplinen dieses
Faches in den Dienst der Kiefer- und Gesichtschirurgie zu stellen.
Seine Leistungen auf dem Gebiet der rekonstruktiven Chirurgie sowie
seine Verdienste um die
Anerkennung der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie als
eigenständiges medizinisches Fachgebiet machen ihn zu einem der
herausragenden Exponenten der Wiener Medizinischen Schule des
20. Jahrhunderts.
Artikel von Frau Ass.Prof. Dr. Gabriele Millesi-Schobel,
Oberarzt der Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und
Gesichtschirurgie der Universität Wien, AKH
anlässlich der ICOMS 2005 (17th International Conference on Oral &
Maxillofacial Surgery
August 29 - September 2, 2005 Vienna Hofburg Congress Center )
|